Von Christian Robardey-Tanner
Les Soirées amusantes– Kopf, Herz und Fuss im Salon (1775 – 1800)
Es sind hunderte, gar tausende. Seit mehr als 200 Jahren modern sie in den Bibliotheken Europas vor sich hin und warten darauf, dass jemand sich für sie begeistert. Die Rede ist von den Tänzen, welche die Damen und Herren der guten Gesellschaft im späten 18. Jahrhundert in ihren Salons miteinander zu tanzen pflegten. Gewiss gibt es seit rund vierzig Jahren eine ganze Reihe von CDs und Videos, die einen Einblick in das Erbe unseres Gesellschaftstanzes gewähren. Der Grossteil der Choreographien und Tanzmusik verharrt jedoch – obschon inzwischen vermehrt digitalisiert – weiterhin im Dornröschenschlaf. Les Soirées Amusantes macht es sich deshalb zur Aufgabe, dabei die Rolle des Prinzen zu spielen.
Die vom breiten Publikum unbekannten originellen, abwechslungsreichen und sportlichen Sechser- und Achterformationen der französischen, englischen und deutschen Tanzmeister sollen aufgespürt, ausprobiert und für Abendgesellschaften umsetzbar gemacht werden!
Gewiss sind die gesellschaftlichen, weltanschaulichen, politischen und ökologischen Umwälzungen, die uns von den vorindustriellen Menschen trennen, tiefgreifend. Doch unser Körper liefert die effizienteste Maschine für eine Zeitreise! Bewegen wir uns nach den Aufzeichnungen der alten Tanzmeister zur Musik und in der Kleidung ihrer Zeit, ergibt sich über unsere Bewegung zwischen diesen drei Komponenten eine Harmonie. Der durch die Kleidung geformte Körper gibt der Musik das Tempo und den Figuren eines Tanzes die Silhouette vor. Und genau dann, wenn sich das Gleichgewicht zwischen den drei Komponenten einstellt, hat sich das Rad der Zeit zurückgedreht.
In seiner streng ritualisierten und gleichzeitig verspielten Form bringt das Tanzrepertoire des 18. Jahrhunderts den Menschen in einen Flow-Zustand: Der Körper ist in pausenloser, regelmässiger Bewegung, der Kopf antizipiert dabei komplexe Abfolgen von Figuren und Schritten und das Herz lacht, wenn eine besonders ausgefeilte Figur zu viert, zu sechst oder zu acht wie ein Uhrwerk funktioniert.
Ichb würde Dir auf jeden Fall beipflichten. Es ist spannend , wenn wir vergessene - obschon vielleicht samt Noten publizierte Tänze - für uns (wieder)entdecken. Bei mir springt der Funke erst so richtig über, wenn ich so rein zum Spaß auf die Tanzfläche gehe, wenn ich den Tanz so weit beherrsche, dass ich beiläufig Conversation pflegen kann wie es m.E. recht glaubhaft in "Pride and Prejudice" (1995) wiedergegeben wird.
Vielen Dank für den Beitrag. Wollt ihr vielleicht auch einen Post zu dem Thema machen wie ein Ball aufgebaut ist, von der Begrüßung der Gäste bis hin zur Abfolge der Tänze.? Das wäre ja auch ls eine Art Serie denkbar. Ich würde auch als Fotomodell dafür dienen. ;-)a